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Nutzung der digitalen Medien durch Kinder

Publiziert am 1. Juli 2014 von Christa Meves

Der Umgang unserer Kinder mit den digitalen Medien wird in der Pädagogik der Schule und durch elterliche Ratlosigkeit auf diesem Sektor zu einer dringlich werdenden Frage, zumal Computersucht bereits zu einem so häufig blockierenden Problem geworden ist, dass sich die Notwendigkeit von therapeutischen Einrichtungen ergeben hat. Dabei ist die Fülle und Unübersichtlichkeit, die sich durch immer neue Erfindungen wie dem Smartphone, iPad, eBook, u.a. ergibt, bei vielbeschäftigten Eltern und Lehrern zu einem sorgenvollen Fragen-Areal geworden.

MEVES AKTUELL Nr. 2 Juli 2015

Der Umgang unserer Kinder mit den digitalen Medien wird in der Pädagogik der Schule und durch elterliche Ratlosigkeit auf diesem Sektor zu einer dringlich werdenden Frage, zumal Computersucht bereits zu einem so häufig blockierenden Problem geworden ist, dass sich die Notwendigkeit von therapeutischen Einrichtungen ergeben hat. Dabei ist die Fülle und Unübersichtlichkeit, die sich durch immer neue Erfindungen wie dem Smartphone, iPad, eBook, u.a. ergibt, bei vielbeschäftigten Eltern und Lehrern zu einem sorgenvollen Fragen-Areal geworden.
Was in welchem Alter tut auf diesem Sektor nun den Kindern gut, was fördert in ihnen ihre Bildung und ihre Leistungsfähigkeit? Oder verdienen all diese bequemen, künstlichen Neuerungen nicht zunächst einmal vorsichtige Skepsis? Da sich die neuen Techniken so rasch - uns vereinnahmend - in unser Leben hineingedrängt haben, entsteht auch die berechtigt Frage: Bekommt denn überhaupt dem menschliche Gehirn dieser Ansturm einer täglichen mehrstündigen Nutzung der neuen Medien?

Bei diesen Fragen ist besonders die Hirnforschung gefordert, wissenschaftliche Einsicht und damit Orientierungshilfe zu vermitteln. Der Hirnforscher Professor Manfred Spitzer in Ulm z. B. hat sich hier als Experte bereits seit Jahren zu einem Vorreiter gemacht, dessen Ergebnisse, die er in allgemein verständlichen Büchern publiziert, (1.) in der Pädagogik beachtet werden sollten. Spitzers Bilanz kulminiert in einer fulminanten Warnung. Wer ihm auf seinen Vorträgen, mit denen er durch die Lande zieht, zuhört, erfährt, dass er mit Verve für die gesamte Kindheit und Jugend vor der Nutzung der digitalen Medien ein wohl begründetes Fragezeichen setzt. Mit neuen wissenschaftlichen Fakten beweist er, dass die neuen Medien als Lernobjekte nicht verwendet werden dürften, da sie für die Ausgestaltung des Gehirns direkt hinderlich sind. Im Zentrum seiner Argumentation scheint sich dabei das wissenschaftliche Ergebnis zu erweisen, dass auch hier die Länge die Last trägt und das Übermaß der Nutzung nicht etwa eine Steigerung der notwendigen Lernvorgänge hervorruft, sondern ihre Einschränkung. Apodiktisch erklärt der Forscher: „Ein Computer im Zimmer eines 15-Jährigen ist einfach nur Unsinn. So wenig wie möglich Expositionen mit diesen Medien sind nötig, denn sie schaden der Hirnentwicklung und verursachen Sucht.“ (2.) Facebook, fügt Spitzer an, errichtet eine Art Scheinkommunikation, die Soziabilität eher verhindert als sie fördert.

Im Vorschulalter so weisen neuerdings wissenschaftliche Studien nach kann digitale Verwendung sogar zu einer Art Blockierung des Hirnwachstums führen. Um das Eltern und Erziehern zu verdeutlichen, nutzt der Forscher das augenärztliche Beispiel der Amblyopie (3.): Selbst die Augen bedürfen von den ersten Lebenstagen an einer gemeinsamen Einübung, um auf natürliche Weise das Sehen in der Konfrontation mit der Umwelt zu lernen. Wenn hier z. B. durch eine kleine angeborene Schwäche das eine Auge eine geringere Dioptrie aufweist als das andere, übernimmt das kräftige Auge die gesamte Arbeit der Sehleistung. Der Mangel an Übung verhindert dann aber das schwächere Auge, das Sehen überhaupt zu lernen. Ja, dieses Auge beweist sich bereits im Alter von acht Jahren als absolut sehunfähig, es bleibt lebenslänglich blind - es sei denn, man zwingt es frühzeitig durch Abdecken des führenden Auges, rechtzeitig selbst mit dem Üben zu beginnen.
Der Forscher nutzt dieses Beispiel, weil sich daran aufzeigen lässt, dass auch die anderen Entfaltungsvorgänge des Gehirns die gleichen Merkmale aufweisen. Diese müssen dem Entwicklungsstatus des Kindes angemessen sein, und sie vollziehen sich in natürlichen Zeitfenstern eines phasenspezifischen Lernens. Das Kleinkind braucht dazu viel Spielraum; denn seine Neugier ist groß. Doch es verfügt auch über eine Aufnahmebereitschaft, die größer ist als die in allen späteren Jahren. Deshalb ist es besonders wichtig, dass in der frühen Kindheit Natürliches, Angemessenes bereitgestellt wird; denn das Zeitfenster für die Lernvorgänge dieser Phase schließt sich, wenn diese vorüber ist. Dass dem Kind Angemessenes,nicht Künstliches, zur Verfügung gestellt wird, ist also eine wichtige Konsequenz der neuen Forschungsergebnisse. (4.)

Damit bestätigt Professor Spitzer die Erfahrungen der Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie über die unermessliche Bedeutung der frühen Kindheit für die Persönlichkeitsentwicklung. Auch Spitzer betont: „Der wichtigste Einzelfaktor bei der Erziehung für die Gesundheit des Kindes ist die Bindung, aber durch PlayStation wird diese Bildung kaputt gemacht. Dann entsteht Krankheit.“ (5.)

Und auch ein weiterer Sektor der Frühpädagogik wird so neuerdings wissenschaftlich bestätigt: Durch das natürliches Miteinander zwischen Müttern, Vätern und Kindern, die viel miteinander sprechen, wird deren Intelligenz besonders gut gefördert. Ja, mit Hilfe der neuen Computertomographie lässt sich auch bestätigen, dass das Vorlesen durch die ersten sieben Lebensjahre des Kindes hindurch - und zwar ganz richtig nur in einem nahen Miteinander - das beste Kommunikationsmittel ist, um eine gute Leistungsfähigkeit vom Schulanfang an zu erreichen. Der Forscher betont, das Wichtigste am Vorlesen sei, dass der Vorlesende und der Zuhörende miteinander ins Gespräch kommen, „dass man das Kind ernst nimmt, Fragen beantwortet, die das Kind hat ein Miteinander-Dialog der sich auf die Sprachentwicklung des Kindes gut auswirkt.“(6.)

Dass es für die seelische Gesundheit der Erwachsenen von allergrößter Wichtigkeit ist durch natürlichen, sehr persönlichen Umgang mit dem Kind eine feste Basis zu schaffen, eine Grundlage, die in familiärer Behütung dem Kind viel Spielraum zur Entfaltung ermöglicht, gehört also zur Quintessenz der Hirnforschung. Und damit bestätigt diese die langjährigen Erfahrungen von praktisch arbeitenden Kinderpsychologen. (7.)

Die Forschungen von Manfred Spitzer könnten durch die Ergebnisse am Bildschirm einer natürlichen Pädagogik von Kinde aus zum Durchbruch verhelfen. Wir brauchen eine entschiedene, verantwortungsbewusste Absage an unbekömmliche Künstlichkeiten beim Umgang mit den Kindern während der Entfaltungsphasen des Gehirns wie z. B. im Hinblick auf die frühe Kollektivierung der Kleinsten (8.) oder beim Genderismus im Kindergarten. (9.) Laienhaft ausgedachte Ideologien können bei der Kindererziehung einem gesunden Fortschritt nicht dienlich sein.

Werden wir auf diesem Sektor genug Widerstandskraft gegen all die unnachdenklich verwendeten Neuerungen entwickeln können?

Quellennachweise:

  1. Spitzer, M.: Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München 2012.
  2. Spitzer, M.: Zitat aus dem Vortrag: Wie entwickeln sich emotionale und mentale Stärken bei Kindern und Jugendlichen? Gehirnforschung mit Nervenkitzel. Gehalten am 28.07.2015 auf der Burg Rothenfels. http://www.vfa-ev.de/index.php...;
  3. http://www.portal-der-augenmed.... html
  4. Meves, C.: Geheimnis Gehirn, Gräfelfing 2008, S. 133ff. (5) Spitzer, M.: Zitat aus dem Vortrag: Wie entwickeln sich emotionale und mentale Stärken bei Kindern und Jugendlichen? Gehirnforschung mit Nervenkitzel. Gehalten am 28.07.2015 auf der Burg Rothenfels. http://www.vfa-ev.de/index.php.... (6) Spitzer, M.: Zitat aus dem Vortrag: Wie entwickeln sich emotionale und mentale Stärken bei Kindern und Jugendlichen? Gehirnforschung mit Nervenkitzel. Gehalten am 28.07.2015 auf der Burg Rothenfels. http://www.vfa-ev.de/index.php.... (7) Meves, C.: Erziehen lernen, Gräfelfing 2000. (8) Meves, C.: Folgen und Spätfolgen frühkindlicher Defizite, in: Herman E.; Steuer M.: Mama, Papa oder Krippe? Holzgerlingen 2010, S. 167ff. (9) Kuby, G.: Gender Eine neue Ideologie zerstört die Familie, Kisslegg 2012.

Christa Meves