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Prügelerziehung schädigt Kinder

In Zukunft soll es erlaubt sein, die Kinder zu schlagen: Diese Nachricht kommt von weit her: aus einem Schulbezirk in Missouri. Was kann das uns Pädagogen und Kindertherapeuten hierzulande angehen? Aber solche Bedenken verschwinden, wenn wir uns daran erinnern, wie viele geistige Verwirrprogramme hierzulande den Anfang in den USA nahmen und sich zu bedenklichen Fehlentwicklungen ausbreiteten.

In einem Bezirk der Missouri-Schulen also, so heißt es in der aktuellen Nachricht der ARD vom 04.09.22, soll nach 21 Jahren der Abstinenz auf Wunsch von Eltern, die vermutlich mit ihren disziplinlosen Kindern nicht zurechtkamen, die Prügelstrafe wieder eingeführt werden, und zwar dergestalt, dass das Schlagen mit einem ruderähnlichen Holz auf das Gesäß erlaubt sei - so jedenfalls in wohlwollendem Timbre die Tagesschau vom 4. September hierzulande. Die Diskussion über dieses Thema - Erziehen mit oder ohne Schläge - breitete sich bereits vor 50 Jahren in unserer Republik West mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit aus und gipfelte in der berechtigten Frage, ob eine Form gewalttätiger Strafe von Erwachsenen an ihnen ausgelieferten Kindern - durch Eltern oder auch durch Lehrer in der Schule - wirklich einer souveränen Pädagogik entspräche. Schon in den 70er Jahren wurde deshalb glücklicherweise hierzulande die Prügelerziehung abgeschafft, ja, sogar so tabuiert, dass jedes Zuwiderhandeln sehr schnell die Jugendämter auf den Plan rief. Im Eifer des Gefechts gab es dabei nun allerdings nicht selten manche Übertreibungen: Eine Ohrfeige - ihren Kindern von gestressten Eltern verabreicht - konnte unter Umständen bis heute bewirken, dass ihnen die Kinder genommen und in einem Heim untergebracht wurden. Aber im großen Ganzen konnte jeder Pädagoge und jeder Kindertherapeut dieser Regelung, die Prügelerziehung abzuschaffen, zustimmen, denn es ist und bleibt doch eine Untat, mit gewollter Gewalt eines Mächtigen gegen das augenscheinlich schwächere Kind vorzugehen. Selbst wenn es z.B. etwas gemopst hat, lassen sich, je nach seinem Alter, Maßnahmen ergreifen, die angemessen einer wirksamen Wiedergutmachung entsprechen. Liebevolle Eltern halten sich deshalb auch gern an dieses Tabu. Aber selbst diese können einmal ausrasten, besonders wenn das Kind den Erwachsenen nachhaltig gestört hat oder gegen ihn gewollt oder ungewollt aufsässig war. Aber dann entsteht ein Ungleichgewicht, das bei manchen dieser Kinder - so wissen wir heute - ein nachhaltiges Trauma bewirken kann, das lebenslänglich sich in der Seele des einst so beschädigten Kindes störend bemerkbar macht. Aber warum nun dieser Rückfall in eine evtl. sogar gefährliche Erziehungsmaßnahme? Das zwingt zu einem tieferen Nachdenken über dieses Thema. Deshalb jetzt dieses „Meves aktuell“ mit der Warnung: „Wehret den Anfängen“, damit nicht wieder von drüben eine übertreibende Fahrtrichtung - hier also eine Legitimation der Prügelstrafe - möglicherweise hierzulande medial unterstützt um sich greift. Das ist keineswegs eine absurde Befürchtung, weil sich nur allzu sehr ergeben hat, dass sich auch bei vielen unserer Schulkinder eine Unfähigkeit zu gezielter Konzentration breitmacht und sich für Schulpädagogen im Grundschulalter der auf die Dauer unzumutbare Stress durch all die wild vor sich hintobenden Kinder immer mehr als unerträglich erweist (s. Meves aktuell, September 2022). Verständlicherweise rasten auch immer häufiger Mütter aus, ebenso sogar auch die zur Sanftmütigkeit manipulierten Väter. Und so - wird mir dann berichtet - entsteht in manchen Erwachsenen ein Impuls, die Kinder zu schlagen. Das löst aber bei den Handelnden entweder Schuldgefühle aus, wenn ihnen die Hand ausgerutscht ist, oder sie beschönigen das als eine notwendige, berechtigte erzieherische Maßnahme. Das erzeugt eine gespaltene Situation in der gesellschaftlichen Diskussion, die in der Tat den Nährboden macht für eine Legitimation der Prügel bei nicht mehr funktionierender Erziehungsarbeit.

Aber sogar das Gegenteil ist bedenklich: Wenn die Eltern der Ideologie eines totalen Laufenlassens der Kinder gefolgt sind, der sog. „antiautoritären Erziehung“, sind später renitente Jugendliche in all ihrer Unerträglichkeit das Ende vom Lied.

Um eine sachliche Bilanz zu ziehen aus dieser Schwäche in der jungen Generation, bleibt nichts weiter übrig, als die Grundbasis zu erneuern und damit eine solide Umkehr einzuleiten: Leibliche Eltern sollten ihre Nachkommen in den ersten drei Jahren in der natürlichsten Weise nachhaltig selbst betreuen: Denn durch diese opferbereite Liebe erwächst den Kindern eine lebensstärkende Bindungsfähigkeit, die sie ebenfalls lebenslänglich konzentrationsfähig macht und eine natürliche Bereitschaft erwirkt, liebevolle Eltern als Vorbilder nachzuahmen und ihnen dadurch ohne Zwang zu gehorchen. Daraus erwachsen lernfähige Schulkinder und in ihren Ausbildungen erfolgreiche Erwachsene. Nur so, durch opferbereiten Totaleinsatz der jungen Mütter, entsteht gesunde Familie. Das hat nun sogar auch wissenschaftliche Forschung der praktischen Erfahrung vor Ort hinzugefügt. Möchte man diese Erfahrung der letzten 50 Jahre doch zu einer echt natürlichen Pädagogik in der Familienpolitik ummünzen! Dann würde es wieder Freude machen, Kinder zu erziehen und sie in eine dann aufblühende Gesellschaft zu entlassen.


Christa Meves