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Epigenetik: frühe Stressfolgen

Genforschung erzwingt Revolution in der Kindererziehung Durch die Vollbeschäftigung unserer Öffentlichkeit mit dem geschassten Guttenberg erregt das übliche feministische Benachteiligungsgetöse nur noch wenig Aufmerksamkeit: Das Thema Quotenfrau dümpert nur noch im Hintergrund. Und auch dass Allensbach mit einer neuen Befragung von Frauen zwischen dem 25. und dem 45. Lebensjahr aufwartet, scheint wenig mediale Beachtung zu erfahren.

MEVES AKTUELL März 2011

Genforschung erzwingt Revolution in der Kindererziehung Durch die Vollbeschäftigung unserer Öffentlichkeit mit dem geschassten Guttenberg erregt das übliche feministische Benachteiligungsgetöse nur noch wenig Aufmerksamkeit: Das Thema Quotenfrau dümpert nur noch im Hintergrund. Und auch dass Allensbach mit einer neuen Befragung von Frauen zwischen dem 25. und dem 45. Lebensjahr aufwartet, scheint wenig mediale Beachtung zu erfahren. Immerhin hat Renate Köcher Mitte Februar in der FAZ ihr erstaunliches Ergebnis vorgestellt: Sie hatte den Frauen in dieser, für die beruflichen Chancen entscheidenden Phase folgende Frage gestellt: „In welcher Rolle würden Sie sich als Frau am wohlsten fühlen?“ Die Ergebnisse sind mehr als eindrucksvoll. Es kommt in dieser Studie nämlich zum Ausdruck, dass ein erheblicher Prozentsatz der Frauen in WESTdeutschland – anders als die Befragten in Frankreich und in den neuen Ländern - die Erziehung der Kinder in der Familie deutlich favorisieren.

Nur 18% der westdeutschen Frauen mit Kindern mögen sich für eine Vollbeschäftigung der Mütter einsetzen. Hingegen plädiert eine Mehrheit von immerhin 59% aus dieser Gruppierung für eine Lebensform mit Teilzeitbeschäftigung. Und dann ergibt die neue Allensbacher Befragung darüber hinaus auch noch, dass eine partielle Ferne von der Familie für die Mütter von Kindern unter drei Jahren nicht wünschenswert erscheint. Renate Köcher: „Den Zeitpunkt, von dem an Kinder unbesorgt in eine Betreuungseinrichtung gegeben werden können, setzt die WESTdeutsche Bevölkerung bei knapp drei Jahren an, die Ostdeutsche bei andert-halb Jahren, die französische Bevölkerung vor der Vollendung des ersten Lebensjahres. In Ostdeutschland wird die ganztägige Betreuung von Kindern im Hort oder in der Schule von 60 Prozent der Eltern positiv gesehen, in WESTdeutschland nur von 24 Prozent.“ Und die Meinungsforscherin fügt hinzu: „Dies ist jedoch die Bilanz einer Minderheit, die Mehrheit hingegen hält eine Betreuung in der Familie für überlegen.“ Die WESTdeutschen plädieren offenbar für familiäre Nähe der Kleinkinder! (Wenn es nur ginge!) Selbst für die Meinungsforscherin Renate Köcher bleibt diese ihr rückständig erscheinende Einstellung ein Rätsel.

Aber die Westdeutschen haben eben ihrem gesunden Menschenverstand nachgeben: Denn dass Babys am besten in der Nähe, ja am Leib ihrer Mutter gedeihen, ist eigentlich eine Binsenweisheit.

Christa Meves hat diese Erfahrung, die auch ihrer psychotherapeutischen Praxis entsprach, als eine Grundlage zu späterer seelischer Gesundheit, zu Ausgeglichenheit und Bildungsfähigkeit seit 40 Jahren unermüdlich angemahnt, nachdem sich auf diesem Feld eine gefährliche Unnatürlichkeit und Einsichtslosigkeit auszubreiten begann.

Nun allerdings bekommt sie Schützenhilfe, nicht nur durch Meinungsforscher, sondern durch Neurowissenschaftler, ganz besonders durch Epigenetiker, die bestätigen, dass sogar die Gene in der Phase der Konstituierung des menschlichen Gehirns – das geschieht in der Fötalzeit und während der ersten drei Lebensjahre - durch Stress, zunächst der Mutter, später aber auch des Kindes selbst - in bedenklicher Weise aus dem Gleichgewicht gebracht werden können. Der Neurobiologe Peter Spork fasst die Forschungsergebnisse der Epigenetiker von Montreal bis Trier, Magdeburg und Wien folgendermaßen zusammen: „Entscheidend scheinen die Schwangerschaft und die ersten drei Lebensjahre der Kinder zu sein. Wenn die Lebensumstände der Eltern eine halbwegs belastungsfreie Zeit garantieren, wenn sich Mutter und Vater viel Zeit für ... ihre Kinder nehmen, dürfte die Chance ihrer Töchter und Söhne auf ein langes und gesundes Leben steigen.“

Besonders der Kanadische Forscher Michael Meaney hat angestoßen, dass biologische Vorgänge in der Phase der Konstituierung des Gehirns bei Tier und Mensch durchaus vergleichbar sind. Und die Forscher betonen, dass diese Ergebnisse zu dem Schluss zwingen, ein viel größeres Gewicht auf den Umgang mit dem Kind in seiner ersten Lebenszeit zu legen.

Dieses Ergebnis entsprach eben bereits vor 40 Jahren meiner praktischen Arbeit mit verhaltensgestörten Kindern und ihren Eltern. Die biologische Gesetzmäßigkeit, die die Epigenetiker jetzt in der Phase der Hirnkonstituierung bei Mensch und Tier feststellen, habe ich dann zu einer Anthropologie ausgearbeitet. (Siehe Verhaltensstörungen bei Kindern 1970, Geheimnis Gehirn 2006), in der Absicht, positive Schicksalsweichen zu verstärken und vor Fehlprägungen zu warnen. Ich habe unter Einbeziehung biologischer Forschungsergebnisse nicht nur m.E. zwingend notwendige elterliche Umgangsformen empfohlen, sondern vor allem auch Prognosen für den gesellschaftlichen Zustand der jungen Generation im nächsten Jahrhundert gestellt, wenn diese Entfaltungsbedingungen mehrheitlich nicht beachtet werden würden. Da dies durch einen anhaltenden leichtfertigen allgemeinen Trend erkennbar war, ließ sich der elende Zustand, in dem sich heute unsere Kinder befinden, voraussagen. Heute sind die lebensbeschwerenden dysregulierten Gehirne in der jungen Generation Legion.

In der Tat – hier ist nun offenbar dringender Handlungsbedarf – werden doch bereits die Kleinkinder heute in einer bedenklichen Zahl übermäßig unruhig und lassen sich oft schon im Grundschulalter nicht mehr bändigen.

Aber dazu muss als erstes geklärt werden: Was müssen wir uns denn an Verhaltens- und Pflegemaßnahmen als „Stress“ für das Kind vorstellen?
Für die Fötalzeit ist diese Frage relativ leicht zu beantworten; denn der Stress des ungeborenen Kindes ist messbar: Sein Herzschlag und seine Motorik beschleunigen sich, wie der Monitor zeigt, wenn die Mutter in Angst, Aufregung und Überforderung gerät!

Hat das Kind das Licht der Welt erblickt, kann es darüber hinaus bereits missliche Stressgefühle laut zum Ausdruck bringen. Über das, was Kinder hier als „Stress“ erleben, gibt es bereits ein breites Erfahrungswissen, das wir in mühsamer Einzelarbeit in Büchern, Flyern und Vorträgen sowie mit einem Verein gegen den die Forschung unterdrückenden Mainstream zu verbreiten suchen; denn für jedes einzelne Schicksal kann Wissen hier lebensentscheidend sein.

Es ist in später Stunde zwingend, dass die neuen wissenschaftlichen Bestätigungen einer an der Erfahrung gewonnenen Anleitung zu seelischer Gesundheit endlich die nötigen familienpolitischen Schlussfolgerungen haben, z. B. durch Hilfskräfte und frühzeitigen Mutterschutz Stress während der Schwangerschaft zu minimieren, sowie in den ersten drei Jahren des Kindes durch staatliche Hilfe mütterliche Nähe bei ihrem Kleinkind zu ermöglichen und junge Eltern zu einem natürlichen Umgang mit dem Nachwuchs anzuleiten.

Eine solche Revolution im Umgang mit dem Kind in der Phase der Hirnkonstituierung sollte schnellstens umgesetzt werden, um die epidemische krankhafte, lernunfähige Unruhe der Kleinkinder zu stoppen und der geminderten Schulfähigkeit sowie der fehlenden Belastbarkeit der Herangewachsenen endlich gezielt vorzubeugen.

Die Konzepte dafür liegen in der darauf ausgerichteten Anthropologie von Christa Meves längst parat.

Schwangere Familienministerinnen im Stress ihrer Amtsführung dürfte es dann in Zukunft ganz gewiss ebenso wenig noch geben, wie es dann unzumutbar wäre, Säuglingen und Kleinkindern durch Entfernung von ihren Müttern genverändernden Dauerstress zuzumuten.


Christa Meves